Beim Hardballing wird von Anfang an radikal ehrlich mit dem Date-Partner über alles „Wichtige” gesprochen. Foto: ShotPrime Studio - Shutterstock.com

Schluss mit Spielchen: Beim Hardballing geht es um radikal-ehrliches Dating!

Hardballing ist ein neuer Dating Trend, bei dem es schonungslos ehrlich zur Sache geht – noch bevor es zum ersten realen Date kommt. Was nach einem weiteren toxischen Datingverhalten à la „Ghosting” oder „Benching” klingt, ist jedoch genau das Gegenteil! Beim Hardballing geht es um klare Kommunikation und ehrliches Feedback. Beziehungschoach und Kommunikationstrainerin Lana Weber kennt die Vorteile des Slow Dating Trends. 

Keine Kompromisse und mehr Klartext

Laut einer Umfrage der Dating-App „Bumble”, bei der 85.000 Nutzer befragt wurden, wollen sich künftig 59 Prozent der Befragten klarer dazu äußern, was sie suchen und wie sie sich eine Beziehung vorstellen. Dazu brauchen Dating-willige Singles nicht nur eine Portion Selbstreflexion, sondern sollten auch Klartext mit dem anderen reden können.

Lana Weber fasst den Kern von Hardballing zusammen: „Beim ‚Hardballing‘ geht es darum, beim Dating von Anfang an ganz offen über die eigenen Absichten, Wünsche und Einstellungen zu sprechen. Suche ich eine feste Beziehung oder nur ein kurzes Abenteuer? Wünsche ich mir irgendwann eine große Familie oder kommen Kinder für mich überhaupt nicht infrage? Alle Themen, die einem wichtig sind, sollten sofort angesprochen werden, damit es hinterher keine Missverständnisse gibt und jeder weiß, worauf er sich einlässt. Dem Gegenüber nach einem Date ehrlich zu sagen, wenn es doch nicht passt, gehört übrigens ebenso dazu.”

Das hat den Vorteil, dass sich niemand mehr beim Dating fragen muss, was der andere über einen denkt, wo man gerade steht oder wo die Reise hingeht. Ebenso wenig kommt es zu Ausreden oder falschen Versprechungen. Das ist ein Vorteil für alle, die effektiv daten möchten, ohne Zeit zu verschwenden.

Die nackte Wahrheit beim Dating

Warum kommt der Dating Trend aktuell so gut bei Singles an, obwohl besonders in der Kennenlernphase oft geflunkert wird? 

Lana Weber hat die Antwort: „Corona hat uns gezwungen, viel zu Hause zu sein. Singles waren teilweise besonders einsam und wollen jetzt keine Zeit mehr mit Personen verlieren, die nicht zu ihnen passen. Der Druck auf Singles, schnell erfolgreich zu sein, ist damit gestiegen. Gleichzeitig haben diejenigen, die bisher mit ‚Kompromisspartnern‘ zusammen waren, durch Corona häufiger Situationen erlebt, in denen sich gezeigt hat, dass solche Beziehungen langfristig nicht glücklich machen. Durch klare Ansagen erhofft man sich nun, solche Konstellationen von vornherein zu vermeiden.”

Mann konzentriert sich auf Hardballing in der Kennenlernphase
Hardballing liegt im Trend und fokussiert sich beim Dating auf die nackte Wahrheit schon in der Kennlernphase. Foto: Cookie Studio – Shutterstock.com

Hardballing passt auch zu dem Kommunikationskonzept „Radical Honesty” von Begründer und Buchautor Brad Blanton, bei dem man dem Chef, der Freundin oder dem Date die ungefilterte Wahrheit mitteilt und damit Missverständnisse vermeidet.

Hardballing: Slow Dating der Zukunft?

Dating-Apps wie Tinder und Co. haben das Kennenlernen nicht nur schnell, sondern auch vermeintlich effizient und sicher gemacht. Online ist es leicht, ein möglichst perfektes Bild von sich zu zeigen sowie schnell und unkompliziert Dates zu haben – Konsum statt Kennenlernen. Hardballing kann eine Art „Slow Dating” sein, die das Tempo reduziert und die Kennenlernphase bis zum realen Treffen verlängert. Erst wenn es auf persönlicher Ebene wirklich passt, kommt es auch zu einem Date. 

Die Kennenlernphase sollte allerding keinem Verhör gleichen, weil man laut Jana Weber womöglich einen tollen Partner verpasst: „Beim ‚Hardballing‘ sollte man aufpassen, dass sich die Kennenlernphase nicht zu einem Bewerbungsgespräch entwickelt. Beim Dating geht es nicht nur darum, dass möglichst viele Punkte auf einer Liste erfüllt werden, es muss vor allem zwischenmenschlich harmonieren. Das Gefühl, das einem der andere gibt, ist entscheidend – nicht nur die gleichen Hobbies oder der gleiche Musikgeschmack. Den größten Nachteil im ‚Hardballing‘ sehe ich allerdings darin, einen potenziell passenden Partner zu schnell auszuschließen, weil man auf den ersten Blick nicht zu 100 Prozent zusammenpasst. Dabei sind das vielleicht nur oberflächliche Details, die sich in einer längeren Beziehung ganz leicht aufgeklärt hätten. […]”

Egal, ob Slow oder Speed Dating: Kompromissbereitschaft ist wichtig für eine Beziehung, wenn die wichtigen Dinge stimmen. Wer also keinerlei Abstriche machen möchte, sollte eher locker daten, anstatt ernsthafte Partnerschaften einzugehen.